Robert Fischer hat sich mit Sänger und Autor Sven Regener über die Entstehung des 16. Studio-Albums der Band unterhalten.
„Morgens um vier“ ist euer 16. Album. Wann habt ihr mit der Arbeit am Album begonnen? Hattet ihr durch die diversen „Lockdowns“ während Corona zum Beispiel mehr Zeit zum Schreiben?
Wir haben mit dem Schreiben der Songs 2022 angefangen, da war die Corona-Sache fast schon durch. Das Ende war jedenfalls abzusehen. Wir hatten eher etwas weniger Zeit, weil wir zwischendurch nochmal raus mussten, um Konzerte nachholen, die eigentlich für 2021 oder gar 2020 geplant gewesen waren. Aber das ist nicht so sehr wegen des Zeitmangels ein Problem, es ist eher so, dass es gut ist, wenn man sich zum Songschreiben von der Welt der Liveauftritte und all dem ein wenig abkoppelt. Aber leztendlich war alles nicht so schlimm.
Auf dem neuen Album ist ein schönes Duett mit dem Sänger Tobias Bamborschke zu hören. Wie kam es dazu?
Tobias ist ein alter Freund und ein von mir sehr bewunderter Musiker. „Isolation Berlin“, seine Band, hat bei uns eine Tournee lang als Vorgruppe gespielt. Das Lied „wann kommst du wieder“ lässt sich schön auf zwei Sänger aufteilen. Ich mag auch, dass es zwei Männerstimmen und dennoch so unterschiedliche sind und wie sie in dem Song eine Einheit bilden. Wir hatten den Song und die Gelegenheit.
Was inspiriert dich beim Songschreiben? Wie hältst du spontane Ideen für Songs fest?
Es beginnt immer mit der Musik. Der Text kommt später. Ideen behalte ich lange im Kopf, bei der Musik sowieso und immer nur, bei den Texten muss man die zugeflogenen Dinge irgendwann aufschreiben aber wie gesagt: das kommt immer sehr spät.
Hat „Morgens um vier“ ein bestimmtes, übergeordnetes Thema?
Liebe, Einsamkeit, Hoffnung – sowas auf jeden Fall.
Wie und wo sind die witzigen Cover-Fotos des neuen Albums entstanden?
Im Friseursalon „Herr Hasel“ in Berlin, Prenzlauer Berg. Eine sehr schöne Location!
Ihr seid in Wien bereits in den unterschiedlichsten Locations aufgetreten. Bei der Tour zum neuen Album werdet ihr erstmals im Wiener Konzerthaus zu hören sein. Ist das für euch etwas Besonders? Hat „Element Of Crime“ eine besondere Beziehung zu Wien?
Da ist eine starke Affinität. Wien und „Element of Crime“ gehen gut zusammen. Das Konzerthaus ist etwas anderes, auf diese Weise kommen wir mal weg vom Gasometer. Da haben wir schon so oft gespielt und insofern kommt uns das Konzerthaus gerade recht. Wir werden dort zwei Mal spielen und schon jetzt sind beide Konzerte ausverkauft. Wir werden wohl wiederkommen müssen – und das werden wir gerne tun.
Seit kurzem gibt es bei „Element Of Crime“ ein neues Bandmitglied. Markus Runzheimer ersetzt den kürzlich verstorbenen Bassisten und Co-Produzenten David Young. Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Markus hat David, der manchmal krankheitsbedingt ausfiel, schon früher manchmal ersetzt. Unser Gittarist Jakob kannte ihn von früherer Zusammenarbeit her.
Vor kurzem hast du das Jazz-Trio „Regener-Pappik-Busch“ gegründet, wo du mehr Trompete spielst. Ihr habt schon zwei Alben veröffentlicht und seid auch getourt. Hast du dadurch neue Inspiration für dein Instrument gefunden?
Auf jeden Fall spiele ich, seit ich auch „Regener Pappik Busch“ mache, sehr viel mehr Trompete und je mehr man es tut, desto mehr Spaß hat man und umso mehr wird man inspiriert.
Auf einer speziellen Edition des „Morgens Um Vier“-Albums gibt es noch eine Bonus Vinyl-Single mit zwei Cover-Versionen auf Englisch. Ich kann mich erinnern, dass es in den letzten Jahren immer wieder „Element Of Crime“-Veröffentlichungen auf Vinyl-EPs mit englischen Songs gab. Nach welchen Gesichtspunkten sucht ihr die Cover-Songs aus?
Den Song „The Next Voice You Hear“ aufzunehmen, war eine Idee von unserem Drummer Richard Pappik, er ist ein großer Jackson-Browne-Fan. Und „You Know More Than I Know“ von John Cale war eigentlich längst überfällig, immerhin verbindet uns viel mit John Cale wegen der Produktion der „Try To Be Mensch“ damals (EoC-Album von 1987, Anm.)- da hätte man einen Song von ihm schon lange mal covern können.
Vor kurzem hast du auch gemeinsam mit Andreas Dorau ein neues Buch namens „Die Frau mit dem Arm“ veröffentlicht. Worum geht es?
Es geht um die besten Geschichten aus dem Leben des Künstlers Andreas Dorau. Die sind wirklich außergewöhnlich gut, bizarr und lustig. Ich habe ihm geholfen, das aufzuschreiben. Genauer gesagt: Er erzählte es mir, ich schrieb es auf. „Die Frau mit dem Arm“ ist nach „Ärger mit der Unsterblichkeit“ schon das zweite Buch dieser Art.
Zum Schluss meiner Fragen ein Klassiker: Welche drei Alben würdest du gerne auf eine einsame Insel mitnehmen?
„If I Should Fall From Grace With God” von den Pogues, „The Velvet Underground & Nico” von The Velvet Underground und “Highway 61 Revisited” von Bob Dylan.
Vielen Dank für das Gespräch!
Elements of Crime. Morgens um vier. Label: Vertigo Berlin, 2022
Tourdaten Österreich:
20.09.2023, Linz, Posthof
21.09.2023, Wien, Wiener Konzerthaus, AUSVERKAUFT
22.09.2023, Wien, Wiener Konzerthaus, AUSVERKAUFT
24.09.2023, Salzburg, SZENE Salzburg
Homepage: https://www.element-of-crime.de/home
Sven Regener (geb. 1961) ist ein deutscher Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor. Bekannt geworden ist er zunächst durch die Band „Element of Crime", später mit seinem Roman „Herr Lehmann" und dem Drehbuch zum gleichnamigen Film sowie mit weiteren Romanen der „Lehmann-Serie“. Der aus Bremen stammende Sven Regener gründete „Element Of Crime" 1985 in West-Berlin. Der Bandname ist dem gleichnamigen Film von Lars Von Trier entliehen. Ein weiteres, bis heute in der Band aktives Gründungsmitglied ist der Gitarrist Jakob Friderichs (alias Jakob Ilja, geb. 1959). Zur aktuellen Besetzung gehören noch Richard Pappik (Schlagzeug) und Markus Runzheimer (Bass). „Morgens um vier“ ist das mittlerweile 16. Album der Band und wurde am 06. April 2023 veröffentlicht.
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